Hohe natürliche Belastung in Brilon

Blei im Boden - und auch im Körper?

In zwei Briloner Wohngebieten ist eine hohe Belastung der Böden mit dem giftigen Schwermetall Blei nachgewiesen worden. Laut Einschätzung der Behörden besteht keine akute Gefahr. Vorsichtshalber sollen die Anwohner jedoch Kontakt mit dem Boden vermeiden. Jetzt ewrden Blut-Tests angeboten.

Untersucht wurden einige Flächen nahe der Briloner Kernstadt. Die durchschnittlichen Blei-Konzentrationen lagen bei bis zu 2400 Milligramm pro Kilo Boden. Als höchsten Wert fanden Geologen sogar 11.800 Milligramm. In den meisten Gegenden in NRW liegt die Bleibelastung unter 100 Milligramm. Deshalb sollen jetzt weitere Flächen in Brilon untersucht werden. Die Geologen gehen davon aus, dass das gesamte Stadtgebiet belastet ist.

Giftig ist Blei, wenn es mit Erde verschluckt wird oder mit aufgewirbeltem Staub eingeatmet wird. Gerade Kleinkinder, die auf dem Boden krabbeln und in der Erde Graben, sind gefährdet. Deshalb sollen Spielflächen abgedeckt werden. Marina Kossmann von der Kita "Villa Rappelkiste" macht sich deshalb Sorgen.

„Also ich bin sehr verunsichert durch die Ergebnisse. Man steht jetzt vor der Frage, muss ich das Außengelände umstrukturieren? Dürfen die Kinder überhaupt noch buddeln? Geh ich noch mit den Kindern in den Wald? Für die Kinder kann ich nicht einfach nur asphaltierte Flächen und Rasenflächen haben.“

Blei im Körper kann zu Blut- und Nervenkrankheiten führen. Der Toxikologe Prof. Ulrich Ewers sieht zwar keine unmittelbare Gefahr in Brilon. Dennoch rät er zu Vorsichtsmaßnahmen: Man sollte darauf achten, dass der Boden gut abgedeckt ist, durch Grasbewuchs, durch Bodendecker, Gehwegsplatten, Kies, Asphalt. Kritisch sind insbesondere Wurzelgemüse, Möhren, aber auch Sellerie, Spinat reichert auch Schwermetalle an, und Blattgemüse, das sollte man nicht anbauen.

Das Blei kommt naturbedingt in den Briloner Böden vor, jahrhundertelang wurde es dort abgebaut. Das aber wussten viele Neubürger nicht, die nach Brilon gezogen sind. Sie hätten gern vor ihrer Entscheidung, ein Haus zu kaufen, über die mögliche Belastung Bescheid gewusst.

Der Hochsauerlandkreis sagt, dass es in der Vergangenheit zwar einzelne Hinweise gab – die weiträumige Belastung sei aber erst jetzt deutlich geworden.

Der Hochsauerlandkreis bietet allen Betroffenen kostenlose Blut-Tests an. So soll geprüft werden, ob Bürger schon mit Schwermetall belastet sind.

In einer Bürgerversammlung gestern Abend zeigten sich allerdings nur wenige Anwohner wegen möglicher gesundheitlicher Gefahren besorgt - die meisten fürchten einen Imageschaden für Brilon.